Speedpedelecbikers R&M Delite GT Touring HS mit Bosch Speed (10.000km+)

S-Pedelec Fahrer sind für mich wie Ritter, wie das Heer an der Front, die Pioniere der Verkehrswende! S-Pedelecs: eine mögliche Lösung die niemand will – DOCH! Ich will sie, ich unterstütze sie! Auch Speedpedelecbiker ist mit seinen Bikes unermütlich unterwegs und veröffentlicht manch irrsinnige Geschichte in seinem Blog. Nach Version eins kommen nun seine Langzeiterfahrungen der zweiten Delite Version.

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„[…] wer das Potential eines S-Pedelecs wirklich nutzt, wird so manche Regel übertreten müssen […] doch ein Pendler findet seinen optimalen Weg über jedes Terrain.“

Neben der gelegentlichen weiten Pendelei nutzt Speedpedelecbiker seine R&M auch für Touren mit enormen Tagesetappen und auch für Alpenpässe. Mehr dazu findest du in seinem Blog, doch jetzt gehts um’s Delite HS:

„Mein aktuelles Delite ist das zweite Bike von Riese&Müller, welches inzwischen über 10.000km auf dem Tacho hat. Mein erstes Delite mit dem Bosch Classic Motor hat inzwischen etwas über 13.000km auf der Uhr und eine Zweit- und Drittkarriere als eMTB und Lastenbike vor sich.

Das Delite „Classic“ war schon ein tolles Bike, mit dem nahezu alles möglich war und welches mir so manche Autofahrt ersparte. Doch als ich das aktuelle Delite im Winter 2015/16 live vorab bei meinem Händler sah, wussten ich, das „alte“ Delite gehört zum alten Eisen. März 2016 habe ich es „in Dienst“ genommen.

Beim aktuellen Delite hat Riese&Müller fast alles richtig gemacht, ich kann es ja direkt mit dem Vor-Vorgänger vergleichen.

Rahmen: Er ist zwar nicht leichter, aber stabiler geworden. Besonderes Gimmick sind die integrierten Flaschenhalter am Steuerkopf. Die Lackqualität ist beim Delite der Preislage angemessen. Die guten alten Powerpacks sind gut und sicher integriert.

Motor: Im Vergleich zum Bosch Classic 45 ist der Performance Speed eine deutliche Verbesserung. Die 63 Nm bringen die Fuhre inkl. schwerem Gepäck und schwerem Fahrer über jeden Berg. Die nutzbare Trittfrequenz liegt zwischen 60 und 100 rpm, ideal sind 75 – 85 rpm da lässt es sich sportlich voran kommen. Man muss allerdings mehr arbeiten als beim Bosch CX, welcher einiges stärker am Berg ist. Hier könnte Bosch ruhig mal nachbessern.

Mit dem Update von 2018 werden jetzt auch echte 45km/h erreicht, bevor der Motor nachlässt. Das geschieht nicht ganz aprupt, offensichtlich reizt hier Bosch auch die Toleranzen aus.

Akku: Zwei mal 500 Wh geben endlich eine ordentliche Reichweite für die Fahrt mit voller Unterstützung. Je nach Streckenprofil sind 70km bei voller Fahrt drin. S-Pedelec im Alltag und beim Pendeln bedeutet bei mir immer höchste Unterstützung. In der Freizeit und auf Reisen ist das anders. Hier hat sich die Unterstützung „Tour“ bewährt und so sind je nach Profil und Gepäck zwischen 100 und 150 km drin. Das ist eine Tagesetappe ohne Nachladen. Die Geschwindigkeiten liegen dabei immer noch etwas über denen der 25er Pedelecs.

Räder: 27,5 Plus Felgen von Alex Rims sind unkaputtbar, die Super Moto X in Breite 62mm sind komfortabel, rollen leicht, haben eine sehr gute Kurvenlage, taugen auch im Gelände und auch mal auf Schnee. Den Hinterreifen habe ich bei km 8.000 ersetzen lassen, Kosten ca. € 40. 27,5 Zoll Reifen selbst wechseln mit Hausmitteln ist technisch einfach, aber anstrengend. Die Dinger sitzen extrem stramm. Ich bevorzuge generell die Variante mit Schlauch. Flickzeug ist auf Reisen leichter als eine Flasche „Tubeless Glibber“ .

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Schaltung: SLX Schalthebel, SLX Kassette und XT Schaltwerk haben inzwischen eine unheimlich gute Qualität erreicht. Auch bei völlig verdreckter Kette und extrem verschlissenen Ritzeln mit Zahnausbrüchen rasten die Gänge schnell und exakt ein. Auch die Bowdenzüge haben sich in den letzen 20 Jahren extrem verbessert. Zwischen den Inspektionen musste ich nie nachstellen. Der komplette Antrieb mit Motorritzel, Kassette und Kette muss etwa alle 4.000 km ersetzt werden. Kosten etwa € 200,–.

Bremsen: Die MT4 von Magura rubbeln, besonders vorne. Das ist dem Design der Bremsscheibe geschuldet. Nach verschiedenen Tests bevorzuge ich die Bremsbeläge 7P von Magura. Rubbeln wenig, bremsen sanft und doch sehr nachdrücklich. Die Bremsen lassen sich sehr gut dosieren und bringen das Delite auch voll beladen bergab aus sehr hoher Geschwindigkeit sicher zum Stehen. In den Alpen konnte ich kein Nachlassen oder Überhitzung feststellen. Ein Satz Bremsbeläge hält etwa 2.500 km. Die Beläge lassen sich leicht wechseln, auf Youtube gibt es ein gutes Tutorial von Magura. Nach Belagwechsel musste ich die Bremsen noch nie neu ausrichten. Eins Satz Beläge kostet € 19,90,- UVP. Finger weg von Billigbelägen!

Federung: Die AION verrichtet ihren Dienst zuverlässig. Sie ist nicht besonders sensibel aber robust. Die RST am alten Delite war nach 10.000km überholungsbedürftig, die AION zeigt keine Schwächen.

Der X-Glide Dämpfer ist ok und funktioniert wie am ersten Tag. Beide Federelemente lassen sich per Luftdruck so fein einstellen, dass der nominale Federweg ganz ausgereizt werden kann.

Licht: Die IQ-X ist nett, reicht aber ab 25 km/h nicht weit genug. Mit Reflektoren an den Strassenrändern mag es noch gehen, doch ohne Reflektoren fährt man ins Dunkel!

Aufgrund der merkwürdigen Gesetzgebung gibt es kaum legale Nachrüstmöglichkeiten, die meisten Händler winken ab. Eine Helm-/ Lenkerlampe von Magiclight schafft Abhilfe ohne StVzO (das kleine Ding neben dem Nyon).

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So fühle ich mich nachts sicher. Rücksichtnahme auf entgegenkommende Fahrzeuge wie bei jeder Nutzung eines Fernlichtes ist selbstverständlich.

Pedale: Die serienmäßigen Billigdinger flogen sofort runter. Ich habe sie erst durch Bärentatzen, dann durch die Flatpedals GR500 von Shimano ersetzt. Nachteil: geringere Schräglagenfreiheit, wie man an den Kratzern sieht. Dafür steht man mit allen Schuhen sicher drauf.

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Sattel: Der serienmäßige Ergon ist hochwertig, passte mir aber nicht richtig. Bei SqLab wird erst der Sitzknochenabstand ermittelt, dann die Sitzposition und das Fahrergewicht berücksichtigt. Der Sattel arbeitet beim Pedalieren mit. Ich habe mich für den 612 entschieden. Hart, aber ehrlich, es dauert eine Weile, bis sich der Hintern angepasst hat, aber dann ist es perfekt. Und sieht gut aus…..

Schutzbleche: Die originalen 65mm SKS sind zu schmal, bei hohen Geschwindigkeiten fliegt das Wasser dran vorbei. Außerdem sie sind zu kurz!

Zumindest vorne schaffen die 75 mm Bluemels vom SKS + Spritzschutzlappen von Fahrer Abhilfe!

Vorbau: Die ideale Sitzpostion habe ich mit dem verstellbaren Vorbau Swell von Ergotec gefunden. Safety Level 6 hat auch Zulassung für S-Pedelecs.

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Special: Die Inner Barends von SqLab geben eine rennradmäßige Armhaltung und verringert den Luftwiederstand. Der Computer zeigt 20 Watt weniger bei gleicher Geschwindigkeit oder 2km/h bei gleicher Leistung (Geschwindigkeiten rund um 40 km/h). Dazu kommt noch, sie sind bequem, ich möchte sie nicht mehr missen.

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Gepäcktransport: Die Ortlieb Backroller Pro haben noch nie Wasser durchgelassen und reichen für den Alltag und die Reisen. Der Lack des Gepäckträgers hat allerdings etwas gelitten.

Nyon: Es zeigt alles an und navigiert einigermaßen gut. Der Vorteil ist die Sichbarkeit der Anzeigen bei Licht und die individuellen Screens. Hier werden auch die Gesamtkilometer angezeigt.

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Bike-Historie: Es gab keinen außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt. Auf den 10.000km fielen an:

  • 3 x Inspektion
  • 2 x SW Update
  • 2 x Tausch des Antriebs (Kette, Kassette), bei 3.500km, 7.500km, je ca. € 200,– inkl. Montage
  • 4 x Tausch der Bremsbeläge vorne und hinten, alle 2.500km, je € 39,80,–, Selbstmontage
  • 1 x Super Moto X hinten, € 35,– inkl. Montage
  • 1 x Schlauchwechsel wegen Platten vorne, € 6,90,– + ½ Stunde Schinderei sowie 2 kaputte Reifenheber

Meine Motivation: Ich schreibe in meinem Blog www.speedpedelecbiker.blog seit 2 Jahren zum Thema Speedpedelec. Leider wurden von diesen Fahrzeugen insgesamt nur 5.000 Stück im Jahr 2018 verkauft – 0,5 % Marktanteil bei knapp 1 Million verkaufter eBikes. Wer sich ein S-Pedelec zulegt, muss dieses schon sehr wollen. Das Angebot der Hersteller ist überschaubar, die Händler argumentieren überwiegend dagegen, die Verbände ADFC und VCD fühlen sich – positiv ausgedrückt – nicht zuständig und die Politik pflegt ihre Ahnungslosigkeit durch Desinteresse. Oder umgekehrt.

So bleibt es leider dabei: wer das Potential eines S-Pedelecs wirklich nutzt, wird so manche Regel übertreten müssen. Wer sich dabei rücksichtsvoll verhält und seine Geschwindigkeit der Situation angemessen anpasst, wird wie ich in 7 Jahren und 23.500 km keine Probleme bekommen. Das angesprochene Potential zeigt sich auf täglichen Strecken zwischen 15 und 40 km, somit ist es ein ideales Pendlerfahrzeug. Die derzeitige Radwegediskussion geht an diesem Thema völlig vorbei. Ist allerdings nicht schlimm, denn ein Pendler findet seinen optimalen Weg über jedes Terrain.

Vielen Dank Speedpedelecbiker für deinen Erfahrungsbericht und die vielen detailreichen Fotos der Komponenten. Der Sprung vom Classic 45 zum Generation 2 Speed Motor ist in der Tat gewaltig – auch in Sachen Zuverlässigkeit gab es hier enorme Verbesserungen. Doch dass Delite 1 im Gegensatz zu Nummer zwei nicht schlecht war, sieht man daran, dass du es immernoch gerne nutzt – was ein geiles Gefährt!

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Mehr zu diesem Dreirad kannst du in seinem Blog erfahren! Übrigens möchte ich jedem Blogleser meinen Lieblingsartikel empfehlen – Irrsinn der Gesetzgebung! Ich wünsche dir allzeit gute Fahrt Speedpedelecbiker! Mach bitte weiter so!

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[FOTOS: Speedpedelecbiker]

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