Genau 24 Monate ist Jo mit seinem schnellen Haibike dabei und stellt sich nun nach 10.000km folgende Frage: „Was kostet ein schnelles Haibike Xduro Trekking mit Bosch Mittelmotor pro km?“
„[…] ich fragte mich an dieser Stelle, ob es nicht deutlich billiger ist, mit dem Auto zu fahren.“
Der Weg zum Bike: „Im Mai 2017 hat sich meine Frau entschieden, ein Riese und Müller Charger E-Bike zu kaufen, damit sie mit mir (klassisches Fahrrad) beim Fahrradfahren mithalten kann. Das Fahrrad hatte damals 8 Wochen Lieferzeit. Aus den 8 Wochen wurden 10 und dann 12 Wochen. In der Wartezeit reifte bei mir der Entschluss, auch ein E-Bike zu erwerben. Ich kaufte mir dann ein schnelles Haibike Xduro Trekking 5.0 im Internet für 3.599 Euro. Gleich miterworben wurde eine gefederte Cane Creek Sattelsütze für 160 Euro und eine Gepäckträgerbox für 35 Euro. Nach nur einer Woche Lieferzeit stand es Mitte August 2017 bei mir zu Hause. Das E-Bike meiner Frau kam dann 2 Wochen später.“
Die Anwendung und eine Optimierung: „Sogleich besorgte ich mir ein Versicherungskennzeichen (65 €) und fuhr jeden zweiten Tag zur Arbeit (37 km einfache Strecke) mit unterschiedlichen Straßenbelagseigenschaften, da ist von Matsch, Sand, Schotter und Asphalt einfach alles dabei. Für die Stecke brauchte ich ca. 65 Minuten, mit dem Auto war ich zwar 10 Minuten schneller, aber mit dem Haibike hatte ich eben mehr Spaß und auch mehr als ausreichend Bewegung.
Da ich schnell merkte, dass der 500Wh Akku im Turbo Modus nicht ganz 40 km reichte, kaufte ich mir einen zweiten Akku für 550 Euro dazu. Den Akku transportierte ich zuerst in der Box auf dem Gepäckträger. Das Gewicht des Akkus in der Box hat allerdings den Nachteil, dass das Fahrrad instabil wird, wenn ich auf meinem Aerolenkervorbau in der Triathlon Position fahre. Daraufhin baute ich mir einen zweiten Akkuhalter, die Kosten für die Teile betrugen ca. 100 Euro, auf das Mittelrohr ohne elektrische Verbindung zum Motor. Wenn der eingesetzte Akku leer wird, halte ich kurz an und tausche die Akkus.“
Machen lassen oder doch selber machen? „Anfang Dezember, nach 1.800 km Fahrleistung fing der Motor an zu knacken und ein Kabel für das Rücklicht war gebrochen. Beim Besuch des lokalen Händlers (Bosch E-Bike Expert Händler und Premium Service Haibike Händler) wurde mir mitgeteilt, dass ich zu dem Internet Händler gehen soll bei dem ich das Fahrrad gekauft habe. Der Internet Händler ist allerdings 250 km von meinem Wohnort entfernt. Der lokale Händler teilte mir aber auf Nachfrage mit, dass er Bosch Teile im Garantiefall reparieren darf, nur mit Winora/Haibike Problemen müsste ich zum Verkäufer. Es stellte sich dann zum Glück heraus, dass es nur die Bauteile von Bosch betraf. Das Knacken des Motors war ein Bosch E-Bike Motoraufhängungsproblem. Der Händler tauschte die Dämpfungsfolie zwischen Rahmen und Antriebseinheit aus und dass Knacken war für die nächsten 6.000 km weg. Mittlerweile knackt es leise wieder. Was aber von den Windgeräuschen ab 30 km/h überdeckt wird und deshalb habe ich mich zu keiner erneuten Reparatur entschieden. Ebenso wurde das gebrochene elektrische Kabel wieder zusammengeflickt. Ich ließ dann noch die verschlissenen Bremsen und die Kette mitsamt der hinteren Kassette tauschen und eine Inspektion machen.
Alles zusammen kostete 240 Euro und ich fragte mich an dieser Stelle, ob es nicht deutlich billiger ist mit dem Auto zu fahren. Der Empfehlung das vordere Ritzel am Motor (original Kettenblatt 20 Zähne für 90 Euro) auch auszutauschen, bin ich nicht nachgekommen. Ein Kettenblatt ohne Kettenschutz gibt es im Internet für 14 Euro. Mittlerweile repariere ich selbst mein Fahrrad und habe, was bisher an Erzsatzteilen und Kosten angefallen ist zusammengestellt (ohne meinen Stundenlohn).“
- 1.800 km: Inspektion mit Wechsel von Bremsbelägen, Kette, Kassette für 240 Euro beim Händler, anschließend eigene Leistung Kettenblatt am Motor 14 Euro
- 3.600 km: Bremsbeläge vorne 8 Euro
- 4.400 km: Bremsbeläge hinten 8 Euro
- 4.700 km: Bei 4.700 km ist mir die Kette gerissen. Eine neue Kette für 23 Euro war fällig und bei der alten Kassette habe ich drei Ritzel 13,15,17 Zähne für 10 Euro ausgetauscht, da ich immer schnell fahre und überwiegend nur diese benutze.
- 7.200 km: Mit einem gekauften Bremsenentlüftungsset für 25 Euro und einer Anleitung aus Youtube habe ich die Bremsen entlüftet.
- 7.500 km: Neue Reifen zu je 20 €
- 9.700 km: Neue Bremsbeläge hinten und vorne für 16 Euro, neue Kette zu 22 Euro, neues Kettenblatt vorne 12€ und bei der alten Kassette habe ich für 10 Euro die drei Ritzel 13,15,17 Zähne ausgetauscht.
Reale Kilometerkosten: „Die Gesamtkosten auf den 10.000 km für Verschleißteile inkl. des Händlerbesuchs betragen 428 Euro. Wenn ich jetzt noch das Fahrrad inkl. zweiten Akku, Anbauteilen und Versicherung, insgesamt sind das 4.574 Euro, dazu rechne und ich nur die ersten 2 Jahre betrachte, dann kostet der Kilometer 50 Cent ohne Strom.„
(Anmerkung Pedelecmonitor: Der Restwert wurde hier nicht betrachtet, Jo geht an dieser Stelle von einer vollständigen Abschreibung aus.)
„Jetzt habe ich 10.300 km auf dem Tacho und Ende August war die Garantie abgelaufen. Plötzlich trat ein Achter im Hinterrad auf. Beim genaueren Hinsehen war die Felge von Rodi gerissen. Daraufhin habe ich mir eine bessere und nicht so günstige Felge von DTSwiss bestellt. Mittlerweile bin ich mit dem Fahrrad nicht mehr ganz zufrieden, da Winora/Haibike wirklich billige Felgen verbaut und das in meinen Augen ein Sicherheitsrisiko darstellt.“
Motor: „Ärgerlich ist, dass der Bosch Mittelmotorantrieb nicht bis zu 45 km/h wie in der Werbung angegeben unterstützt, sondern bereits bei angezeigten 43,8 km/h abschaltet. Dies entspricht einer realen Geschwindigkeit von 41,6 km/h (nachgemessen). Eine Nachfrage bei Winora/Haibike ergab, dass Winora das Antriebssystem von Bosch bekommt und nichts an der Unterstützung geändert werden könne. Eine Rücksprache bei dem Bosch Premium Händler ergab, dass dieser nur den Umfang des Rades einstellen könne, aber nichts bei der Unterstützung passieren wird und sich damit die reale Geschwindigkeit nicht ändern wird. Ein Software Update der Antriebseinheit, der Batterie und des Displays im August 2019 brachte keine Änderung in der Unterstützung.
Um im Verkehr mitzuschwimmen, ist eine Unterstützung bis max. 41,6 km/h nicht gut. Ich werde oft von Autofahren „angehupt“ und von anderen schnelleren E-Bikes (Marke kommt meistens aus der Schweiz) überholt.“
Fazit: „Beim Kauf meines nächsten E-Bikes werde ich darauf achten, dass die 45 km/h auch wirklich unterstützt werden und dass die verbauten Bauteile höherwertig sind.“
Danke Jo für dein echtes Feedback. Nur wenige haben so genaue Zahlen zu Kosten für Ersatz- und Verschleißteile sowie Versicherungskosten und Arbeitslohn. Bei der Frage, ob man selber Hand anlegen sollte, ist die Antwort dann schnell gefunden. Ich denke, du wirst mit deinem Bericht dem einen oder anderen bikenden Leser die Angst vor kleinen Reparaturen nehmen. Ich wünsche dir allzeit gute Fahrt und stets eine stabile Hinterradfelge.
[FOTOS: Jo]